11. Juli 2016

Österreich schnürt Paket für Finanzierung und Förderung von Start-ups


Mit einem Start-up-Paket, das sich zum Teil an das deutsche INVEST Programm anlehnt, zum Teil neue Ideen aufweist, setzt Österreich neue Impulse für Start-ups und deren Finanzierung. Erklärtes Ziel der österreichischen Regierung ist, Start-up Land Nr. 1 in Europa zu werden. Lebhaft diskutiert wurden die neuen Ideen beim Austria Business Angels Summit in Kitzbühel am 08.07.2016 (sh. Foto: v.l.n.r.: Melanie Seidl, aws, Georg Kapsch, Präs. Österr. Industriellenvereinigung, Bernd Litzka, aws).

Folgende Maßnahmen sieht das Paket vor:

  • Neue, dem gegenwärtigen deutschen INVEST Zuschuss vergleichbare Risikokapitalprämie für Investoren: Investoren, die Geschäftsanteile an innovativen Start-ups erwerben, werden von kumulierten Investitionsbeträgen bis zu 250.000 Euro pro Jahr maximal 20 Prozent des Beteiligungsbetrags rückerstattet.
  • Neue Rechtsform Mittelstandsfinanzierungsgesellschaft (MiFiG): Für Privatinvestoren soll es attraktiver werden, Risikokapital für Klein-und Mittelbetriebe zur Verfügung zu stellen. Für Investoren in eine MiFiG gibt es bis 15.000 Euro Steuerbefreiungen für Ausschüttungen.
  • Der aws Business-Angel-Fonds wird neu dotiert: Gemeinsam mit den Mitteln privater Investoren und mit EU-Mitteln werden zusätzlich 20 Millionen Euro bereitgestellt. (aws – Austria Wirtschaftsservice – ist die staatliche österreichische Förderbank.)
  • Die Seed-Finanzierung der aws wird um 20 Millionen Euro aufgestockt, um wissens- und technologieorientierte Start-Ups im Unternehmensaufbau zu stärken.
  • Die ersten drei Mitarbeiter von innovativen Start-Ups werden für drei Jahre von Dienstgeber-Lohnnebenkosten entlastet.
  • Digitaler One-Stop-Shop für Gründer: Gründer können die nötigen Daten online über das Unternehmensserviceportal (USP) eingeben und sich durch die Vernetzung von Behörden und Registern mehrere Behördenwege ersparen.
  • Gründungs-Fellowships für akademische Spin-Offs: Ähnlich dem deutschen EXIST Programm sollen Wissenschaftlern und Studierenden mit innovativen Gründungsideen Gehaltskosten finanziert und der Zugang zu akademischen Infrastrukturen gewährleistet werden.
  • Neues Start-up-Visum: Die bestehende Regelung für selbständige Schlüsselkräfte soll für Start-ups geöffnet werden. D.h. Gründer aus Nicht-EU-Staaten erhalten eine Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung (sog. RWR-Karte) für selbständige Tätigkeit für ein Jahr, mit der Option auf Verlängerung für ein weiteres Jahr. Die weitere Verlängerung ist an einen bestimmten Jahresumsatz oder Finanzierungsmittel und Arbeitsplatzschaffung geknüpft.
  • Der zusätzliche Bedarf an Programmierern wird in der Mangelberufsliste in verschiedenen Wirtschaftsbereichen abgebildet.
  • 24h-Quickcheck bei Förderanfragen der FFG (Forschungsfördergesellschaft) und aws.

Eine kritische Wertung der Maßnahmen ergibt, dass Österreich bei Maßnahmen zur Förderung der Finanzierung von Start-ups den Anschluss an Deutschland und andere Staaten sucht, aber deutlich hinter den Ansätzen des neuen INVEST Programms in Deutschland ab 2017 zurückbleibt. Die Entlastung von Lohnnebenkosten und die Maßnahmen, die Bürokratie für Start-ups zu erleichtern und zu beschleunigen, zeigen jedoch innovative Ansätze. BAND hat mit den Vertretern der österreichischen und Tiroler Business Angels daher verabredet, einen besonderen Slot zum Cross Border Investing mit Österreich auf dem Deutschen Business Angels Tag am 11./12. Dezember in Nürnberg vorzusehen.